Der Einfluss von Demografie und Sozialstruktur auf die Kinder- und Jugendhilfe
Demografische und sozialstrukturelle Faktoren bilden den Rahmen, in dem die Kinder- und Ju-gendhilfe arbeitet. Ihre Aufgabe ist es neben dem Bestand an Angeboten auch den Bedarf an Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe festzustellen, um diesen ausreichend und rechtzeitig zu befriedigen (§ 80 SGB VIII). Im Bereich der Bedarfsplanung für Kindertageseinrichtungen ist die Bedeutung der Bevölkerungsentwicklung womöglich am deutlichsten. Doch auch in den anderen Leistungsbereichen der Kinder- und Jugendhilfe ist eine Beobachtung von Demografie und Sozialstruktur von besonderer Bedeutung. Eine verstärkte Zu- oder Abwanderung in eine Kommune, die Entwicklung der Kinderarmutsgefährdungsquote, Segregationsprozesse und weitere Faktoren nehmen einen Einfluss darauf, wie sich die Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen entwickelt.
Die rheinland-pfälzische Bevöl-kerung ist in den letzten zehn Jahren gewachsen
Die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz ist seit der letzten Volkszählung (Zensus 2011) angestiegen. Im Jahr 2011 lebten insgesamt 3,99 Millionen Menschen im Land, während es im Jahr 2021 insgesamt rund 4,11 Millionen sind. Diese Ent-wicklung entspricht einer Steigerung von 2,9 %. Der höchste Bevölkerungszuwachs kann zwischen 2014 und 2015 beobachtet werden.
Zuwachs der unter 3-Jährigen um gut ein Fünftel seit 2011 – Gesamtzahl der jungen Menschen ist leicht gesunken
Die Zahl der unter 21-Jährigen jungen Menschen in Rheinland-Pfalz ist von 2011 zu 2021 leicht um 0,4 % gesunken. Dieser Gesamtentwicklung liegen viele unterschiedliche Trends zugrunde. Bei den 9- bis unter 21-Jährigen lassen sich in allen Altersgruppen Rückgänge von minus 3,1 % (9- bis unter 12-Jährige) bis zu minus 14,7 % (18- bis unter 21-Jährige) beobachten. Die jüngeren Altersgruppen der unter 9-Jährigen haben hingegen jeweils zugenommen. Die stärksten Zuwächse zeigen sich bei den unter 3-Jährigen mit einem Plus von 22,4 % und bei den 3- bis unter 6-Jährigen mit plus 21,7 %.
Die Gründe dafür, dass die Anzahl der unter 3-Jährigen gestiegen ist, waren insbesondere geburtenstarke Jahrgänge im gebärfähigem Alter sowie Zuwanderung aus Ländern mit höheren Geburtenraten. Die Geburten in Rheinland-Pfalz sind von 2011 (31.081) bis 2021 (38.647) deutlich um rund 24 % angestiegen. Im Jahr 2021 wurden 38.647 Lebendgeborene gemeldet, womit sich ihre Anzahl im Vergleich zum Vorjahr um 1.015 erhöht hat (plus 2,7 %).
Alle Kommunen sind von Kinderarmut betroffen, wenn auch unterschiedlich stark
In allen rheinland-pfälzischen Kommunen leben Kinder in Armut oder sind von ihr bedroht. Dennoch kann ein Rückgang innerhalb der letzten Jahre verzeichnet werden, der sich im Jahr 2022 allerdings nicht fortsetzt. Im landesweiten Durchschnitt sind es im Jahr 2022 rund 105 von 1.000 der jungen Menschen unter 15 Jahren, die Sozialgeld gem. SGB II beziehen, während es im Jahr 2021 noch rund 102 waren. Diese Kinder leben häufiger in den kreisfreien und kreisangehörigen Städten. Hier ist im Jahr 2022 knapp ein Fünftel der Kinder von Armut betroffen (rund 17 %). In den Landkreisen ist ihr Anteil mit 7,6 % deutlich niedriger. Dabei zeigen sich zusätzlich innerhalb der Gruppen der Landkreise und Städte Differenzen. So reicht die Kinderarmutsgefährdungsquote in den Städten von 8,7 bis zu 26,9 % und in den Landkreisen von 5,0 bis 10,0 %. Kinderarmut ist ein Phä-nomen, das jede Kommune in Rheinland-Pfalz betrifft und manche in besonderem Maße.