Der Einfluss von Demografie und Sozialstruktur auf die Kinder- und Jugendhilfe
Demografische und sozialstrukturelle Faktoren bilden den Rahmen, in dem die Kinder- und Jugendhilfe arbeitet. Ihre Aufgabe ist es neben dem Bestand an Angeboten auch den Bedarf an Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe festzustellen, um diesen ausreichend und rechtzeitig zu befriedigen (§ 80 SGB VIII). Im Bereich der Bedarfsplanung für Kindertageseinrichtungen ist die Bedeutung der Bevölkerungsentwicklung womöglich am deutlichsten. Doch auch in den anderen Leistungsbereichen der Kinder- und Jugendhilfe ist eine Beobachtung von Demografie und Sozialstruktur von besonderer Bedeutung. Eine verstärkte Zu- oder Abwanderung in eine Kommune, die Entwicklung der Kinderarmutsgefährdungsquote, Segregationsprozesse und weitere Faktoren nehmen einen Einfluss darauf, wie sich die Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen entwickelt.
Die rheinland-pfälzische Bevölkerung ist in den letzten elf Jahren gewachsen
Die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz ist seit der letzten Volkszählung (Zensus 2011) gewachsen. Im Jahr 2011 lebten insgesamt 3,99 Millionen Menschen im Land, während es im Jahr 2022 insgesamt rund 4,16 Millionen sind. Diese Entwicklung seit 2011 entspricht einer Steigerung von 4,2 %. Der höchste Bevölkerungszuwachs kann im Vorjahresvergleich von 2021 auf 2022 beobachtet werden (plus 1,3 %).
Zuwachs der unter 3-Jährigen um knapp ein Viertel seit 2011 – Gesamtzahl der jungen Menschen ist leicht gestiegen
Die Zahl der unter 21-Jährigen jungen Menschen in Rheinland-Pfalz ist von 2011 zu 2022 leicht um 2,2 % gestiegen. Dieser Gesamtentwicklung liegen viele unterschiedliche Trends zugrunde. Bei den 12- bis unter 21-Jährigen lassen sich in allen Altersgruppen Rückgänge von minus 9,4 % (12- bis unter 15-Jährige) bis zu minus 14,2 % (18- bis unter 21-Jährige) beobachten. Die jüngeren Altersgruppen der unter 9-Jährigen haben hingegen jeweils deutlich zugenommen, während die Anzahl der 9- bis unter 12-Jährige nur einen leichten Anstieg um 0,3 % verzeichnet. Die stärksten Zuwächse zeigen sich bei den unter 3-Jährigen mit einem Plus von 23,5 % und bei den 3- bis unter 6-Jährigen mit plus 23,6 %.
Die Gründe dafür, dass die Anzahl der unter 3-Jährigen gestiegen ist, waren insbesondere geburtenstarke Jahrgänge im gebärfähigem Alter sowie Zuwanderung aus Ländern mit höheren Geburtenraten. Die Geburten in Rheinland-Pfalz sind von 2011 (31.081) bis 2022 (36.731) deutlich um rund 18 % angestiegen. Im Jahr 2022 wurden 36.731 Lebendgeborene gemeldet, womit ihre Anzahl im Vergleich zum Vorjahr um 1.916 gesunken ist (minus 5,0 %).
Alle Kommunen sind von Kinderarmut betroffen, wenn auch unterschiedlich stark
Kinderarmut ist ein Phänomen, das jede Kommune in Rheinland-Pfalz betrifft und manche in besonderem Maße. Dennoch kann ein Rückgang innerhalb der letzten Jahre verzeichnet werden, der sich im Jahr 2023 allerdings nicht fortsetzt. Im landesweiten Durchschnitt sind es im Jahr 2023 rund 108 von 1.000 der jungen Menschen unter 15 Jahren, die Sozialgeld gem. SGB II beziehen, während es im Jahr 2022 noch rund 105 waren. Diese Kinder leben häufiger in den kreisfreien und kreisangehörigen Städten. Hier ist im Jahr 2023 knapp ein Fünftel der Kinder von Armut betroffen (rund 17 %). In den Landkreisen ist ihr Anteil mit 8,1 % deutlich niedriger. Dabei zeigen sich zusätzlich innerhalb der Gruppen der Landkreise und Städte Differenzen. So reicht die Kinderarmutsgefährdungsquote in den Städten von 9,9 % bis zu 26,7 % und in den Landkreisen von 5,1 % bis 10,6 %.